Reinigung und Reparatur einer Leica M3

08.12.2014

Wie ich an eine Leica M3 kam…

Vor nicht allzulanger Zeit, entschloss ich mich einige meiner Mittelformatskameras zu verkaufen. Das dabei gewonnene Geld, hätte ich aus Vernunft sicherlich sparen sollen, jedoch entschloss ich mich dieses Geld in eine Leica M3 zu investieren. Nach nur wenigen Tagen fiel mein Blick auf ein Modell mit Doppelaufzug, fast 60 Jahren auf dem Buckel aber in einem wunderbaren Zustand. Es handelt sich um ein Erbstück aus Nachlass eines Immobilienmaklers aus München. Einem Laien der Fotografie, der selbst nie fotografiert hat.

 

…M3 ohne Vulkanit aber mit Klebresten…

 

Doch warum überhaupt eine Leica M3, wenn ich doch bereits eine M4-P besitze?

Die Leica M4-P ist ohne Frage eine schöne und moderne Kamera. Mit ihren vielen Objektivmasken ist sie sicherlich eine der universellen Messsucherkameras. Doch da sie den Ruf besitzt eine der günstigen Leica Kameras zu sein und in Kanada gefertigt wurde, juckte es mich schon länger in den Fingern eine deutsche Leica in den Händen zu halten.

Und nun da ich den Vergleich habe, muss ich wirklich zugeben, dass die Kamera aus Wetzlar wirklich einen kleinen Tick besser gefertigt ist. Der Verschluss ist etwas leiser, und die Sucherrahmen mit Detailliebe versehen. Was aber natürlich auch mitschwingt, ist einfach das Alter.

 

Was musste bei der Kamera alles justiert werden?

Die Kamera in Eigenregie zu reinigen war keine leichte Entscheidung. Bei solch einem schönen Zustand wollte ich nichts verkehrt machen. Da mich aber der Anblick des Innenlebens reizte, entschloss ich mich nach einigen Stunden vertieften Lesens in der Anleitung, zum Öffnen der Kamera.

Der Messucher

Da ich in der Vergangenheit bereits eine Leica gereinigt habe, hatte ich das nötige Werkzeug schon griffbereit. Schon bei der Leica M4-P habe ich mich nach anfänglichen Zögern getraut den Messsucher zu reinigen.  Einen Link zu dem Artikel gibt es hier. Ich habe mich jedoch nicht getraut den kompletten Messsucher wieder auf zu schrauben, da dies bei der älteren Kamera wohl komplizierter sein soll. Stattdessen habe ich nur die äußeren Gläser gereinigt. Dies hat auch schon ausgereicht, um wieder einen sehr klaren Blick durch den Sucher werfen zu können.

Das Vulkanit

Leider musste ich auch das Vulkanit austauschen, da das alte zwar auf den ersten Blick sehr gut aussah, allerdings schnell ins bröckeln geriet. Wie Online häufig beschrieben, war es wirklich ein Kraftakt die Altbeschichtung zu entfernen. Das neue Leder-Immitat hat immerhin eine viel bessere Haptik.

Seht selbst in Bildern:

Vor dem Wechsel der Vulkanits…
…eine nackte M3…
…nur noch Vulkanit an dem Rückdeckel…
…nach der Politur und schon rechts mit neuem Leder…
…einige Stunden und Nerven später dann auch mit neuer Belederung…
…auch auf dem Rückdeckel…

 

Die langen Belichtungszeiten

Für am kompliziertesten hielt sich jedoch die Korrektur der Langzeit. Mit Schrecken stellte ich fest, dass Zeiten die langsamer als eine Zehntelsekunde sind, einfach nicht ablaufen wollten. Stattdessen öffnete der Verschluss und blieb einfach stecken. Die kürzeren Zeiten liefen ohne Probleme. Ohne einen großen Ausbau war die Korrektur dennoch einfach… YouTube war mein Freund. Etwas Reinigungsbenzin bei den Zahnrädern der langen Zeiten und schließlich gezielte Tropfen Maschinen Öl ließen die langen Zeiten wieder erwachen. So einfach habe ich mir wirklich selbst nicht vorgestellt. Zwar laufen die langsam Zeiten ca. 10 % zu langsam ab, jedoch sehe ich das eher als Reziprozitätsausgleich.

 

Und unterm Strich?

Die Leica M3 ist eine wunderschöne Kamera. Jetzt wo die Belederung gewechselt wurde, die langen Zeiten wieder laufen und der Suche klar ist, ist es eine wunderschöne, klassische Kamera mit der in der Vergangenheit bereits häufig Geschichte geschrieben wurde. Das schwingt im Ethos dieser Kamera einfach mit und es ist ein besonderes Gefühl dass diese Kamera selbst heute im Alter von 59 Jahren immer noch funktioniert. Die Frage: „Was hat diese Kamera alles gesehen?“ liegt einfach nahe. Ich möchte sie nicht mehr aus den Händen geben.

    4 Kommentare

  • Rolf Jaeger
    16.05.2015
    Antworten

    Ich habe mal gelesen, das es ein Lösungsmittel gibt, womit man das Vulkanit einweichen kann, um es leicher abzulösen

  • Andreas Falke
    18.07.2015
    Antworten

    Moin Rolf,
    zuerst wärmst Du mit einem Fön das Vulkanit auf. Die Kamera wird sehr warm, das macht aber nichts. Stück für Stück kannst Du dann mit einer Kling da Vulkanik leicht entfernen.
    Neim Objektiv Release Button oder dem Selbstauslöser ist das etwas tricky, geht aber.
    Wenn alles ab ist, kannst Du vorsichtig den Kleberesten mit Aceton beikommen. Das gibts in der Apotheke. Nimm einen Borstenpinsel und streich die Flächen ein. Bevor dasAceton trocknet, mit einem alten Lappen (fusselfrei, kein ZEWA oder TEMPO…) trockenputzen.
    Anschliessend mit 240er Korn Schleifpapier schleifen und sauberpusten.

    Wenn Du das neue Vulkanit aufbrringst, mach es Stück für Stück und streich die Kamera dünn mit Spülmittelwasser ein. Das gibt Dir die Sicherheit, das neue Leder nach dem Aufbringen noch positionieren zu können.
    Die Ecken drückst Du mit einem Falzbein an und lässt die Kamera eine gute Stunde in Ruhe.
    Das Spülmittel trocknet, verdunstet und die Klebung des Leders geht mit dem Body eine dauerhafte Verbindung ein.
    Kein Hexenwerk, lediglich etwas Sorgfalt ist nötig.

    Im Facebook unter meinem Namen sind Bilder von dem Vorgang einer Leica IIf

    • Christoph
      18.07.2015
      Antworten

      Danke für deinen hilfreichen Kommentar Andreas! 🙂

  • Guido
    13.07.2016
    Antworten

    Hallo Andreas,

    wo hast Du denn das Vulkanit bekommen?

    Gruß

    Guido

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